Die A-Jugend Saison 2013/ 2014 – Ein Jahr zum vergessen
24 Spiele, sieben errungene Punkte und ein Torverhältnis von 23:174 (-151 Tore!) – eine niederschlagende Bilanz als Ergebnis einer völlig verkorksten Saison der U19 Junioren vom Höinger SV. Nach Niederlagen mit Ergebnissen wie 0:16 haben Mannschaft und Trainer Spott und Häme erfahren – hier der Versuch einer Erklärung des missratenen Jahres.
Eigentlich begann die neue Spielzeit recht verheißungsvoll. Nach der vergangenen U17-Saison, die man recht ordentlich bestritt und im Tabellenmittelfeld beendete, beschlossen Trainer und Verantwortliche die fünf B-Jugendlichen in die U19 hochzuziehen. Somit konnte der HSV eine eigene A-Jugend stellen und die Mannschaft blieb komplett zusammen – war also „eingespielt“. Mit 16 Spielern im Kader war man zwar knapp besetzt, setzte jedoch darauf, dass sich möglichst keiner verletzt und alle voll durchziehen. Während der Saison kam außerdem ein weiterer Spieler vom SC Neheim dazu.
Zusammen mit der C-Jugend haben sich die Trainer dazu entschlossen, die Viererkette beim Höinger SV einzuführen. Vorteile überwogen den Bedenken und auch die Mannschaft signalisierte Bereitschaft, sich dieser Herausforderung anzunehmen. In den ersten Testspielen zeichnete sich überraschenderweise eine schnelle Einübung der neuen Abläufe ab, sodass der Plan der neuen Spielweise aufzugehen schien.
Doch es dauerte nicht lange, da nahm jenes Unheil seinen Lauf, welches sich durch die ganze Spielzeit ziehen sollte.
Aufgrund der ersten Kurz- und Langzeitverletzen konnte die erforderliche Kontinuität nicht gewährleistet werden – die Innenverteidigung brach auseinander, das System geriet ins Wanken. Ebenso reduzierte sich die Trainingsbeteiligung, sodass zahlreiche Übungen im Bereich der Abwehrkette kaum mehr durchführbar waren.
Es folgte eine Quali-Runde, die schon vorher fragwürdig erschien und sich in der Retrospektive als sportliches Desaster herausstellen sollte. Der HSV wurde in die schwerste Gruppe gelost, darunter Mannschaften wie Westönnen oder Werl, deren Seniorenmannschaften die Soester A-Liga dominierten – u.a. gespickt mit Talenten der A-Jugend.
Es stellte sich schnell heraus, dass die Höinger (die ja zum Teil mit U17-Spielern aufliefen) in allen Belangen unterlegen waren. Negativ blieb dabei das Gastspiel in Westönnen in Erinnerung. Nachdem der HSV dem Spielverlegungswunsch des RWW entgegenkam fand das Spiel an einem regnerischen Mittwochabend statt. Aufgrund zahlreicher kurzfristiger Absagen konnte man allerdings nur mit neun Mann anreisen.
Vor dem Spiel kam der Gästecoach in die Kabine und erläuterte, er könne nicht reduzieren, da man „unbedingt“ in die A-Liga müsse und jedes Tor benötige. Ein Grundgedanke der der Philosophie des Jugendfußballs völlig entgegensteht. Leider jedoch kein Einzelfall, wie die wöchentlichen Spielberichte mit den dazugehörigen Trainerkommentaren offenbaren.
Nach mehr als deutlichen Niederlagen und einem Pünktchen beendete man die Quali auf dem letzten Tabellenrang und qualifizierte sich für die B-Kreisliga – wer hätte das gedacht?! Zwar war man nun froh die scheinbar überstarken Gegner hinter sich zu haben, doch war die Moral und Motivation der Mannschaft im Keller.
Das Experiment „Viererkette“ musste nicht zuletzt wegen der unnötigen Qualifikationsrunde auf Eis gelegt werden. Wie soll ein System gelernt und erprobt werden, wenn so oder so Niederlagen im zweistelligen Bereich daraus resultieren?
Außerdem verschlechterte sich die negative Trainingsbeteiligung weiterhin, fünf oder sechs Mann waren fortan mehr die Regel denn die Ausnahme.
Trotz des Saisonauftaktsiegs über Ampen herrschte zumindest sportliche Tristesse, sodass die Winterpause sehr gelegen kam.
Mit neuem Elan wollte der HSV das neue Jahr beginnen. Zahlreiche Trainingseinheiten in verschiedenen Soccerhallen, sowie in der Höinger Turnhalle sollten den Spaß am Sport zurückbringen. Doch kaum fanden die Einheiten wieder bei nasskaltem Wetter auf schwierigen Platzverhältnissen unter freiem Himmel statt, wurden aus 13 Trainingsteilnehmern wieder die üblichen 5 – 6, meist die gleichen Gesichter.
Das führt zu einem weiteren Problem, das in diesem Alter (leider) nicht unüblich ist. Die Einstellung zum Mannschaftssport war und ist bei vielen nicht in der Form vorhanden, wie sie eigentlich erforderlich ist. Andere Interessen rücken vermehrt in den Vordergrund. Vor allem Geselligkeit in Verbindung mit Alkohol, das andere Geschlecht und andere Hobbys bzw. Vereine werden zunehmend interessanter.
Ein treffendes Beispiel ist der diesjährige Bezirksjungschützentag in Oberense.
Fast gebetsmühlenartig wurden die Spieler während der vergangenen 1 ½ Jahre immer wieder daran erinnert, sich frühzeitig zu Spielen abzumelden, damit einer Spielverlegung nichts im Wege steht.
In der Woche des Jungschützenfestes trudelte dann eine Abmeldung nach der anderen auf die Handys der Trainer – die 7-Tage-Frist bzgl. einer möglichen Spielverlegung war natürlich längst verstrichen. Einzig dem Wetter- oder Fußballgott (?) ist es zu verdanken, dass die Mannschaft nicht vom Spielbetrieb abgemeldet wurde. Zwei Mal konnte man schon nicht antreten, da regnete es in Neuengeseke so heftig, dass das Spiel abgesagt werden musste. So konnten die Spieler immerhin ruhigen Gewissens antreten – zum Festzug natürlich.
Bezüglich der „eintrudelnden Abmeldungen“ könnte man inzwischen ein eigenes Buch schreiben, dass in der Kategorie „Comedy“ vermutlich zum Bestseller avancieren würde. Während sich ein Spieler unabgemeldet gar nicht mehr blicken ließ, bekamen die Trainer zwei Mal die Woche die kuriosesten Nachrichten mit angeblichen Entschuldigungstexten zugesendet: „Österreichische Grippe“, urplötzlich anstehende Lernorgien, abendliches Nachsitzen, Niesanfälle,
fadenscheinige Verletzungen mit anschließenden Wunderheilungen, Schlafmangel, Migräne-Erscheinungen, und, und, und …
Andere hingegen waren dagegen erfrischend ehrlich und gestanden, dass sie bei kalten Witterungen einfach keine Lust auf Fußball haben oder das Treffen mit der Freundin schlicht Vorrang hat.
Nachdem auch die Rückrunde mehr und mehr im Sande verlief hatte man sich mit der Mannschaft darauf geeinigt, die Saison zumindest irgendwie zu Ende zu bringen.
Auf der bevorstehenden Abschlussfahrt kann das Team noch einmal das tun, was es am besten kann: zusammen feiern. Egal ob Bowlingabend, Nikolausfeier oder Stadionbesuch – immer dann, wenn das sportliche außen vor stand, liefen Spieler und Trainer zur Höchstform auf.
Abschließend bleibt noch festzuhalten, dass keinem der Spieler ein charakterlicher Vorwurf gemacht werden sollte. Bei der Höinger A-Jugend kam im vergangenen Jahr einiges zusammen, wovon andere Mannschaften im Kreis auch nicht gefeit sind. So rief beispielsweise zu Saisonende ein angesäuerter Möhnesee-Trainer an und bat um eine kurzfristige Spielverlegung, da sich sechs seiner Mannen ohne Vorankündigung Richtung Mallorca-Urlaub verabschiedeten.
Ob und wie der Höinger SV zur nächsten Saison eine A-Jugend stellen kann, steht noch nicht fest. Nur eins ist sicher: das Team wird in seiner jetzigen Form keinen Bestand mehr haben – vielleicht eine gute Möglichkeit zum Neuanfang für jeden Einzelnen.